Berufsunfähigkeitsversicherung - netto ist nicht gleich brutto

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Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist wichtig, aber mitunter auch recht teuer: gerade für Risikoberufe. Damit Versicherte keine böse Überraschung erleben, sollte sie bei Neuabschluss eines Vertrages nicht nur die Nettoprämie im Blick haben, sondern auch die Bruttoprämie. Denn auf diesen Bruttobetrag können die Prämien ansteigen, wenn sich die Überschüsse der Versicherer ungünstig entwickeln.

Es gibt wohl wenige Versicherungen, bei denen sich Branche und Verbraucherschutz so einig sind: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte, wenn möglich, jeder haben. Schließlich muss jeder vierte Beschäftigte in Deutschland seinen Beruf vorzeitig aufgeben: im Schnitt mit 47 Jahren, wie aus Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervorgeht. Dann hätte man rund ein Drittel seines Berufslebens noch vor sich, im schlimmsten Fall droht der soziale Abstieg.

Weil eine Berufsunfähigkeitsversicherung aber in der Regel zu den etwas teureren Versicherungen gehört, schauen viele potentielle Neukunden auch auf die Höhe der Prämie. Und das kann böse ins Auge gehen, wenn man dabei nur den aktuellen Zahlbeitrag im Blick hat, auch Nettoprämie genannt. Bei Vertragsabschluss sollten Versicherungsnehmer ebenfalls darauf schauen, welche Bruttoprämie der Versicherer für den Tarif vorsieht.

Der Hintergrund: Die Nettoprämie einer Berufsunfähigkeits-Police bezeichnet den aktuell zu zahlenden Beitrag. Hierbei nutzt der Versicherer auch die erwirtschafteten Überschüsse am Kapitalmarkt sowie einige andere Stellschrauben, um die Prämien im Sinne des Versicherten stabil zu halten. Allerdings ist der Nettobeitrag dem Kunden keineswegs garantiert. Entwickeln sich die Überschüsse ungünstig oder hat der Versicherer schlecht kalkuliert, kann der zu zahlende Beitrag bis maximal zur Bruttoprämie anwachsen und sich der Schutz entsprechend verteuern.

Zwar passiert eine solche Teuerung bisher nur selten, weil die meisten Tarife solide kalkuliert sind, aber gerade im aktuellen Niedrigzins-Umfeld ist die Gefahr durchaus gegeben. Und manche Versicherer weisen extra eine niedrige Nettoprämie aus, um Neukunden anzulocken. Laut dem Ratinghaus Franke und Bornberg können die Unterschiede zwischen netto und brutto bei 100 Prozent liegen. Also besser gleich beide Werte im Blick behalten!

Grundsätzlich gilt: Für einen BU-Schutz sollte nicht allein der Preis ausschlaggebend sein, sondern die Qualität der zugesicherten Leistungen. So sollte der Versicherer zum Beispiel auf die „abstrakte Verweisung“ verzichten - sonst kann der Verbraucher auch auf einen anderen Beruf verwiesen werden, wenn er seinen bisherigen nicht mehr ausüben kann. Wegen der Komplexität der Verträge empfiehlt es sich, den Rat eines Versicherungsexperten einzuholen!